Die Pappeln und ihre Verwendung in Heilkunde und Küche

Pappeln

Pappeln sind vielseitigere Bäume als die meisten vermuten: Sie befestigen Bachufer, spenden Schatten in Parks, liefern schnell wachsendes Holz für die Papierindustrie, können aufgrund Aspirin-ähnlicher Stoffe als schmerz- und entzündungslinderndes Mittel eingesetzt werden und ihre Knospen bergen ein sehr interessantes, in der Küche einsetzbares Aroma.

Für viele ist die Welt der Bäume ein Mysterium. Bereits das grobe Auseinanderhalten der Riesen erscheint in Anbetracht der Vielfalt wie eine Lebensaufgabe. Dennoch lohnt es sich für Naturheilkundler und Wildküchenfreunde den einen oder anderen Baum kennen zu lernen. Die Pappel ist zum Beispiel medizinisch, als auch kulinarisch verwendbar.

Heute werden wir uns damit beschäftigen, wie man Pappeln erkennt und findet, welche Inhaltsstoffe in ihnen stecken und wie diese wirken, bei welchen Krankheiten Pappeln helfen können und wie man Pappeln in der Küche verwendet.

Pappeln erkennen und finden

Die Pappeln sind eine Gattung von Bäumen (Populus), die circa vierzig verschiedene Arten umfasst. Am bedeutendsten darunter sind die Zitterpappel (Espe – Populus tremula), die Silberpappel (Populus alba) und die Schwarzpappel (Populus nigra). Im Sommer kann man die Pappeln leicht an ihrer charakteristischen Blattform in Kombination mit der auffälligen Rinde erkennen. Außerdem rascheln ihre Blätter auffällig bereits beim leisesten Lüftchen, da die Blätter der Bäume meist lang gestielt und häufig seitlich platt gedrückt sind.

Besonders im oberen Stammbereich haben Pappeln oft stark Birken-ähnliche Züge. Eine weitere Pappel-Eigenheit sind die vielen Korkwarzen und waagrechten Lentizellen. Die längs eingerissenen Stämme, von unten nach oben gehören auch zu Stammmerkmalen, die mehrere Arten betreffen. 

Pappelrinde
Pappelrinde 2

Die Blattknospen der Pappeln sind häufig von einem klebrigen Harz umgeben, das an den Händen rotbraune Flecken hinterlässt. Sie können dick und grünbraunrot sein (Schwarzpappel), aber auch klein und behaart (Silberpappel).

Die Blätter sind wechselständig, was heißt sie wachsen einzeln aus einer eigenen Basis am Blattspross. Außerdem sind sie mehr oder weniger (stumpf) gesägt. Sie haben eine rhombische, dreieckige, fünflappige, herzförmige oder rundliche Form. Bei der Silberpappel sind sie auf der Unterseite stark behaart.

Die Blüten der Pappeln sitzen in Kätzchen, die Bäume sind immer entweder weiblich oder männlich und die Frucht, die aus den weiblichen Blüten entsteht, ist ein grüner Strang mit kleinen Kapselfrüchten dran hängen. Bei Samenreife springen diese auf und geben einen Flugsamen frei. 

Wir empfehlen euch, schaut mal im Internet oder noch besser in der Fachliteratur verschiedene Bilder von Pappeln an. Geht dann am besten zu einem unverbauten Bach mit Sandbänken. Hier fühlen sich Pappeln besonders wohl und ihr habt große Chancen welche zu finden.

Die Heilwirkung der Pappeln

Rinde, Blätter und Knospen der Pappeln wirken aufgrund enthaltener Salicylalkohole (Aspirin-ähnliche Stoffe!) entzündungshemmend und schmerzlindernd. Tinkturen oder Tee aus den Pflanzenteilen können demnach bei entzündlichen Gelenkschmerzen, grippalen Infekten und Prostatabeschwerden wie Reizblase oder Blaseninfektion eingesetzt werden. Wie man eine Tinktur herstellt und schließlich eine Salbe erklären wir euch auf Instagram

Als Schmerzmittel sind Pappelzubereitungen nicht so geeignet, da es erst nach circa vier Stunden zum Wirkungseintritt kommt. Das ist für die meisten Leidenden dann doch zu spät.. Auf die lange Anflutungszeit der Wirkstoffe folgt aber auch eine im Verhältnis zu Aspirin längere Wirkzeit.

Nicht einnehmen sollte man Pappelzubereitungen bei Überempfindlichkeit gegen Salicylate, bei Asthma (könnte zu Anfällen führen) und bei Nierenproblemen (Salicylate bewirken eine leicht verminderte Nierendurchblutung). Das sind Kontraindikationen der synthetischen Salicylate. Probleme mit Pappelextrakten sind diesbezüglich noch keine dokumentiert. Dennoch sollte man hier nicht zu hoch pokern und vorsichtig sein.

Die Knospen enthalten neben Salicylaten auch Flavonoide und ätherisches Öl, wodurch sie zusätzlich wundheilende und antibakterielle Eigenschaften haben. Das erklärt ihren Einsatz bei oberflächlichen Hautverletzungen (auch im Afterbereich), rissiger Haut und Sonnenbrand als Umschlag oder Salbe.

Schwarzpappel

Darum setzt die Wirkung von Pappelzubereitungen erst so spät ein

  • Die Salicylalkohole aus Pappeln sind an Zucker (Salicin, Salicortin, Populin) gebunden. In dieser Form haben sie keine Wirkung und keine Nebenwirkung auf unseren Körper. Sie sind Vorstufen, die im/vom Körper zu einer wirksamen Form umgewandelt werden. Solche Vor-Wirkstoffe nennen wir im Fachjargon Prodrugs.

  • Erst nach der Passage des gesamten Verdauungstraktes, im Dickdarm, wird der Zucker von den Prodrugs abgespaltet

  • In dieser Form können die Salicylalkohole aufgenommen werden. Sie sind aber immer noch Prodrugs!

  • Durch die Pfortader wird das nährstoffreiche Blut aus dem Dickdarm, zusammen mit den Salicylalkoholen in die Leber gebracht.

  • In der Leber werden die Salicylalkohole von Enzymen zur wirksamen Salicylsäure umgewandelt

Die Salicylate aus Pappeln haben weniger Nebenwirkungen als die im Aspirin

Pappeltriebe

Aspirin enthält eine der Pappel eng verwandte Wirksubstanz, die Acetylsalicylsäure. Bereits als solche wird sie aufgenommen, passiert den ganzen Verdauungstrakt, bis sie schließlich durch die Darmwand ins Blutsystem gelangt. Auf ihrem Weg zur Aufnahmestation kann sie im Magen unter Umständen großen Schaden anrichten. Sie kann Mikroblutungen verursachen, welche bei Daueranwendung oder Vorbelastung gar zu einem Magengeschwür oder einer gefährlichen Magenblutung führen können.

Das wirksame Salicylat der Pappeln wird hingegen erst nach Aufnahme ins Blutsystem, in der Leber, gebildet. Die Vorgängerstoffe passieren den Magen ohne hier eine Wirkung zu entfalten. Pappelzubereitungen haben damit ein wesentlich besseres Nebenwirkungsprofil als Acetylsalicylsäure.

Dazu zu sagen ist aber auch, dass Pappelzubereitungen sehr viel milder wirken als Aspirin. Sprecht mit eurem Arzt, ob eine natürliche Therapie bei euren Leiden sinnvoll ist.

Pappeln in der Wildkräuterküche

Besonders die Knospen sind im März und April für wilde Gerichte verwendbar. Ihr Geschmack reicht von nussig bis leicht bitter (Silberpappel) bis harzig-würzig-bitter-scharf (Zitterpappel, Graupappel, Schwarzpappel). Aufgrund der enthaltenen medizinischen Stoffe sollte man nicht zuviel davon essen.

Genuss-Möglichkeiten:

  • getrocknet zum Kräutersalz (besonders geeignet sind die harzigen Knospen)

  • mit Schokolade überzogen oder gehackt und in Schokotaler eingearbeitet

  • ins Gemüse (eher Silberpappel oder Graupappel-Knospen, bitter!!)

Auch die gerade aufgebrochenen Knospen mit jungen Blättern lassen sich noch verwenden.

Die Blätter sind essbar, aber nicht die besten Baumblätter, die man kriegen kann. 

Das war’s für heute von der Oktotussi. Fragen werden wie immer gern in den Kommentaren beantwortet. 

♥ Oktokussi ♥

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