Einmal rund um Wien – Wandern am Rundumadum Weg

Rundumadum-Weg

Warum immer weit weg fahren, wenn zuhause auch noch soviel Unentdecktes wartet? Ganz diesem Motto nach ging es letzte Woche in Wanderschuhen einmal rund um Wien. Über Hügel, durch Wälder, vorbei an Seen, aber auch mal durchs Wohn- und Industriegebiet führt der gut markierte, 130 km lange Rundumadum-Weg. Mal was anderes!

In Zeiten von Covid und der knappen Kasse liegen unweite Wanderziele hoch im Trend. So überkam mich vergangene Woche die Idee endlich den mir am nähesten gelegenen Weitwanderweg zu beschreiten, den Rundumadum-Weg.

Was ist der Rundumadum-Weg und wie verläuft er?

Der Rundumadum-Weg ist ein 130 km langer Weg durch die Vororte und umliegende Natur Wiens. Seit 2005 gibt es ihn und für einen Großstadtwanderweg kann er sich mehr als blicken lassen. 

Beginnt man das Projekt am Fuß des Leopoldsberges führt gleich der erste Tag hoch über Wien hinaus. Der Kontrast zwischen den Kernzonen des Wienerwaldes – welche seit 2005 sich selbst überlassen werden und zum Urwald der Zukunft werden sollen – und der Metropole im Tal lässt Abstand gewinnen und Alltagsprobleme kleiner erscheinen.  

Rundumadum

Schon bald landet man in den Weinbergen. Wien ist die einzige europäische Großstadt mit nennenswerter Weinproduktion und das lässt sich nicht verstecken. Im Herbst blüht hier das „Heurigen“-Leben. Die so genannten traditionellen Wirtshäuser tischen dann leckere Hausmannskost und Wein aus der Region auf. 

Durch Wald voller Bärlauch, über kleine Hügel und nur selten an Siedlungen vorbei führt der Weg in den Südwesten bis zu den Toren des Lainzer Tiergartens. Im 18. Jhd. übte die kaiserliche Familie hier ihre Jagdrechte aus. Nach dem ersten Weltkrieg begann man das Areal Stück für Stück für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der Park gibt neben allerlei anderem Getier Rehen, Hirschen, Wildschafen und Wildschweinen ein Zuhause. Im Frühling sollte man etwas aufpassen, dass man nicht zwischen Wildschweinmama und Wildscheinkinder geratet. Da die Tiere aber an Menschen gewöhnt sind, gibt es keinen Grund für Sicherheitsbedenken.

Der Weg durch den Süden Wiens ist der urbanste Teil des Rundumadum-Wegs. Zwar verläuft er größtenteils durch Parks, doch nur selten bekommt man das Gefühl wirklich weg von der Stadt zu sein. Highlight hier ist wohl der Wiener Berg, der eigentlich ein See ist. Am sogenannten Ziegelteich finden zahlreiche Wildvögel Unterschlupf und im Sommer können sich Stadtkinder im kühlen Nass erfrischen. 

Ziegelteich

Über den Laaer Berg, durch den Wiener Zentralfriedhof und ein Stück der Donauinsel entlang Richtung Norden gehts dann Schritt für Schritt zum Nationalpark Lobau. Dieser erstreckt sich von Wien bis in die Slowakei. Neben Rebhühnern, Rehen, Feldhasen und Hirschen gibt es hier noch jede Menge Biber. Der Zauberwald ist im Vorfrühling von Schneeglöckchen und Bärlauch durchsetzt. 

Die letzten Kilometer der Wanderung verlaufen entlang dem idyllischen Marchfeldkanal, welcher für eine Detour zum Bisamberg unterbrochen wird. Noch einmal erhascht man wunderschöne Ausblicke auf die Großstadt. Bergab wandert man durch die Floridsdorfer Kellerstraße. Hier lagert Wien seinen Wein und wird im Herbst so einiges Fest gefeiert. Der Weg führt nun wieder stadteinwärts, zurück zum Marchfeldkanal und zurück zur Donau. Am Fuß des Leopoldsberges endet die Umrundung.

Wandern am Rundumadum-Weg - Meine ganz persönliche Erfahrung

Meine Füße

Ruhe tanken umzingelt von Buchen und Eichen im Wiener Wald, Schneeglöckchen zählen im Nationalpark Lobau, am Ziegelteich Fasane beobachten und vom Leopoldsberg aus den neuen Tag begrüßen. Am Stadtrand Wiens kann man sich stressiges Großstadtleben oft nur mehr schwer vorstellen. Hier grüßen sogar die Passanten und man kommt immer mal wieder ins Gespräch. 

Das Glitzern der mächtigen Donau im Morgengrauen ist besonders in Erinnerung geblieben. Alle schlafen noch, verpassen das Spektakel. Was für eine Schande, denke ich mir. Langsam wird der Himmel immer heller, bis schließlich das erste Sonnenlicht tiefrot durch die Wolken am Horizont bricht. Kurze Zeit darauf glitzern auch die Dächer. Wie wunderschön die verschrieene Stadt doch auch sein kann. 

Orte, an die ich komme, lassen Erinnerungen aufkommen. Ich treffe mich selbst zu Studienzeiten, mit alten Liebschaften, beim Feiern mit Freunden. Ich nehme alle Erinnerungen mit, alle Orte, verbinde sie mit dem Hier und Jetzt und flechte einen wunderschön-bunten Flickenteppich, den ich über dieses Wochenende und meine Stadt lege.

Planung der Wanderung

Bisamberg

Der Rundumadum-Weg war wohl der am leichtesten planbare Weitwanderweg, den ich je betreten habe. Mit seiner unmittelbaren Nähe zur Großstadt werden Fehler beim Packen leicht verziehen. Da schaute es im Himalaya bei der Annapurna-Round oder in Portugal beim Fischermen’s Trail anders aus. 

Vielem bedarf es für die Wanderung nicht. Die Wege sind ziemlich einfach, so dass sich die Anforderungen fürs Schuhwerk auf Bequemlichkeit und Wasserdichte beschränken. Für diejenigen, die den Sonnenaufgang sehen möchten, empfiehlt es sich noch eine Stirnlampe mitzunehmen. Und sonst halt das Übliche: Blasenpflaster, Mütze oder Sonnencreme (je nach Jahreszeit), a Powerbank fürs Handy damit man nie ohne Stadtkarte dasteht, ein bisschen Geld, Regenschutz und Motivation 🙂 .

Bei der Planung der Tagesetappen hilft die Stadt Wien auf www.wien.gv.at. In 24 Teiletappen aufgeteilt, wird genau angegeben wie lange man vermutlich für wieviele Kilometer brauchen wird. Ich bin täglich ungefähr 5 Teiletappen gelaufen, aber jeder kann da machen wie er möchte. 

Auf derselben Internetseite gibt es auch eine Karte mit dem gesamten Weg eingezeichnet. Bei mir hat die Standortbestimmung leider nicht funktioniert, weshalb ich bei Unsicherheit immer nochmals bei maps.me (eine empfehlenswerte Offline-Karten-App) nachschaute. Meistens braucht man aber keine digitale Navigation. Der Weg ist supergut markiert!

Rundumadum Wegweiser

Das mit den Übernachtungen hat sich für mich dieses Mal erübrigt. Da in Zeiten von Covid alle Unterkünfte geschlossen sind und es jetzt im März zu kalt war um draußen zu schlafen, habe ich mich entschlossen, jeden Tag mit den Öffis nach Hause zu fahren und morgens wieder an den Endpunkt meiner Wanderung vom Vortag. Zweimal hab ich mir ein Taxi gegönnt, damit ich es rechtzeitig zum Sonnenaufgang schaffe. Das war es wert!

Auf jeden Fall kann ich euch den Rundumadum-Weg mehr als empfehlen! 

Wer war schon mal in Wien wandern? Hat es euch auch überrascht, wieviel Natur die Großstadt zu bieten hat? 

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