Das Wort Saponine kommt vom lateinischen „Sapo“, was auf Deutsch Seife bedeutet. Da überrascht es nicht, dass es sich bei den sekundären Pflanzeninhaltsstoffen um waschaktive Substanzen handelt. Man setzt sie zum Waschen, aber auch zum Lösen von bronchialem Schleim ein. Wozu sie sonst noch dienen, erfahrt ihr im Artikel.
Efeu, Süßholz und Schlüsselblume sind drei Pflanzen, deren Wirkung hauptsächlich durch die Pflanzeninhaltsstoffgruppe Saponine entsteht. Heute erfahrt ihr, was Saponine sind, welche Gemeinsamkeiten sie haben, in welchen Bereichen einzelne davon aus der Reihe tanzen und wozu Pflanzen, die Saponine enthalten, verwendet werden.
Dieser Artikel ist der zweite Teil unserer Beitragsreihe zu pflanzlichen Wirkstoffen. Der erste Teil handelte von den Bitterstoffen. Wusstet ihr, dass man mit Bitterstoffen seine Lust auf Süßes reduzieren kann? Und dass sie helfen den Körper zu entsäuern? Wer am Artikel interessiert ist, findet ihn hier.
Saponine - chemische Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Alle Saponine bestehen, chemisch gesehen, aus zwei Teilen. Einer davon ist fettlöslich und der andere wasserlöslich. Den fettlöslichen Teil nennt man im Fachjargon Sapogenin. Sapogenine sind große Molekülkonstrukte mit mehreren Kohlenstoffringen aus um die 30 Atomen. Den wasserlöslichen Teil der Saponine machen verschieden lange Zuckerketten aus. Es kann nur eine Zuckerkette am Sapogenin hängen aber auch mehrere.
Die Kombination verschiedener Sapogenine mit unterschiedlich vielen und verschiedenen Zuckern ergibt eine bunte Gruppe von Wirkstoffen, die als Gemeinsamkeit die Amphiphilie haben, wie man das Gleichzeitige Vorhandensein einer fettfreundlichen (das Sapogenin) und einer wasserfreundlichen Gruppe (die Zucker) in einem Molekül nennt.
Aufgrund ihrer Struktur sind die meisten Saponine schlecht resorbierbar, das heißt sie können ihre Wirkung fast nur im Verdauungstrakt entfalten, da sie kaum bis gar nicht in unser System aufgenommen werden. Eine Ausnahme bildet das Saponingemisch Aescin aus der Rosskastanie, welches venenstabilisierend wirkt und das Sapogenin Glyzyrrhetinsäure aus dem Süßholz, welches neben seiner auswurffördernden Wirkung auch antiviral, leberschützend und antiulzerogen wirkt.
Chemische Info für Zusatzinteressierte:
Man unterscheidet zwischen drei verschiedenen Sapogenin-Gruppen: Triterpensaponine, Steroidsaponine und Steroidalkaloidsaponine.
Die Triterpensaponine sind die therapeutisch am häufigsten eingesetzten Saponine. Sie bestehen aus 30 Kohlenstoffatomen, die auf vier oder fünf Ringe aufgeteilt sind. Die Steroidsaponine sind in heimischen Pflanzen kaum verbreitet und deshalb nahezu bedeutungslos. Sie haben ein Grundgerüst von 27 Kohlenstoffatomen, aufgeteilt auf vier Ringe. Die Steroidalkaloidsaponine teilen Eigenschaften der Saponine und Alkaloide. Die Alkaloid-Eigenschaften kommen durch einen Stickstoff in ihrem 27-zähligen, vierringigen Kohlenstoffgerüst. Sie sind die schwächsten Saponine.
Gemeinsame Wirkungen von Saponinen
Aufgrund der oben beschriebenen Eigenschaft der Amphiphilie wirken Saponine waschaktiv. Ihre wasserfreundliche Seite löst sich in Wasser und ihre fettlösliche Seite in Öl und Fett. Im Waschprozess kommt es zum Lösen von fettigen Schmutzpartikeln aus Kleidern und dem anschließenden Ausschänzen mit Wasser. Heimische saponinhaltige Pflanzenteile, die zum Waschen verwendet werden sind Efeublätter und Rosskastaniensamen.
Die Amphiphilie ermöglicht auch die erleichterte Aufnahme von Nähr- und Arzneistoffen. Die Tensid-artigen Saponine wirken als Dispergiermittel, indem sie die Oberflächenspannung von Wasser reduzieren. Ergebnis ist eine bessere Löslichkeit der zu resorbierenden Stoffe und ein leichterer Übertritt in die Zellen des Darms.
Saponine reizen die Magenschleimhaut und damit Nervenenden des Vagusnervs. Der Vagus ist unter anderem mitverantwortlich für den Brechreiz. Werden Saponine in therapeutischer Dosis eingesetzt, kommt es durch die Reizung zu einer stärkeren Magensaft- und Bronchialsekretion. Außerdem wird die Muskulatur der inneren Organe und des Atmungstrakts aktiviert. Auch die Zilien, die kleinen Härchen in den Bronchien, die für den Abtransport von eingeatmeten Schadstoffen verantwortlich sind, beginnen zu arbeiten. Diese abgeschwächte Form von Brechreiz führt in verschleimten Bronchien zur Lösung von festsitzendem Schleim und Abhusten desselben. Heimische saponinhaltige Pflanzenteile, die als schleimlösende und hustenlindernde Mittel eingesetzt werden, sind zum Beispiel Efeublätter, Schlüsselblumenwurzeln, Schlüsselblumenblüten mit Kelch und Königskerzenblüten.
Wie bereits erwähnt, werden Saponine kaum in unser System aufgenommen. Der kleine Anteil, der es jedoch trotzdem schafft, kann in unseren Bronchien zusätzlich Schleim zersetzen und in unseren Nieren durch Gewebereizung eine vermehrte Wasserausscheidung bewirken. Saponindrogen die als wassertreibende Mittel verwendet werden sind zum Beispiel Birke und Goldrute.
Neben der vermehrten Ausscheidung von Wasser über die Nieren kommt es auch zu einer vermehrten Ausscheidung über den Darm. Der Zuckeranteil der Saponine zieht Wasser aus den Blutgefäßen in den Darm. Man kann von einer leicht abführenden Wirkung sprechen.
Spezielle Wirkung von Saponinen
Saponine sind vermutlich Abwehrstoffe von Pflanzen. Das erklärt, dass sie zum Teil antibakterielle, antivirale und antimykotische (gegen Pilzbefall) Wirkungen haben. Das Sapogenin der Glyzyrrhizinsäure aus der Süßholzwurzel schafft es in unser Körpersystem und wirkt besonders stark antiviral. Die Saponine der Efeublätter und der Schlüsselblumenwurzel wirken besonders antibakteriell.
Aescin, ein Sapogeningemisch aus der Rosskastanie, schafft es in unser Körpersystem und wirkt dort dem Austritt von Flüssigkeit aus unserem Blut ins Gewebe entgegen. Außerdem wirkt es entzündungshemmend. Eingesetzt wird Aescin bei chronisch venöser Insuffizienz, einer Krankheit, die durch Symptome wie schwere, geschwollene und schmerzende Beine und nächtliche Wadenkrämpfe charakterisiert ist. Die Saponine aus Mäusedorn wirken ähnlich wie Aescin.
Die Saponine aus der Süßholzwurzel wirken nicht nur antiviral. Sie haben zudem eine heilende Wirkung bei Magengeschwüren.
Saponine aus Ginseng wirken stärkend bei Abgeschlagenheit und verbessern die Konzentrationsfähigkeit und Denkleistung.
Nebenwirkungen von Saponinen
Saponine sind hämolytisch aktiv, das heißt sie können rote Blutkörperchen zerstören. Aufgrund dieser Eigenschaft muss man bei der Gabe und Einnahme von Saponinpflanzen vorsichtig sein. Offene Wunden und Entzündungen im Verdauungstrakt sind Kontraindikationen, da die Dosierung der Saponine nicht kontrolliert ablaufen kann.
Vor allem bei starken Saponindrogen empfehlen wir standardisierte Produkte aus der Apotheke, um etwaige unangenehme Erfahrungen oder gar Vergiftungen zu vermeiden.
Sensible Patienten (zum Beispiel Patienten mit Reizmagen) reagieren auf Saponine mit Übelkeit und Erbrechen. Dasselbe erfolgt bei Überdosierung. Vergiftungen können tödlich sein.
In diesem Sinne bleibt bitte gesund und achtet auf euch! Wer Fragen hat, kann gerne die Kommentarfunktion nutzen. Alles Liebe!!
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