Thymian ist ein beliebtes Mittel gegen Husten. Früher hat man einen alkoholischen Auszug davon (Tinktur) zeitaufwändig über drei Wochen hinweg hergestellt. Heute braucht man für ein besseres Extrakt weniger als eine Stunde. Wie die Methode der Turboextraktion zur Herstellung von Thymiantinktur funktioniert, werden wir euch heute verraten.
Nachdem wir uns letzte Woche eingehend mit Inhaltsstoffen, Wirkung und Anwendungen von Thymian beschäftigt haben (Artikel dazu hier), gibt es heute, wie versprochen, das Rezept zum alkoholischen Auszug. Diesen kann man bei Husten, aber auch bei Verdauungsproblemen einsetzen.
Kurz zur Begriffsklärung: Eine Tinktur ist ein alkoholischer Auszug einer frischen oder getrockneten Pflanze. Ein Auszug kann auch Extrakt genannt werden. Es gibt wässrige, ölige oder eben alkoholische Extrakte. Wir stellen heute eine Frischpflanzentinktur her.
Dieser Artikel ist Teil unserer Gewürz-Beitragsreihe. Letzte Woche haben wir bereits über den Rosmarin und seine heilende Wirkung gesprochen. Wisst ihr wozu man ein Rosmarinbad nimmt? Und wer von einer Rosmarin-Aromatherapie profitiert? Wer neugierig ist, kommt hier zum Artikel.
Anwendung von Thymiantinktur
Thymiantinktur enthält die volle Power des Thymians. Im Alkohol lösen sich nämlich nicht nur die Ätherischen Öle, welche dem Heilmittel eine hustenlindernde, entzündungshemmende, sekretmobilisierende, schmerzlindernde und krampflösende Wirkung verleihen, sondern auch effektive Flavonoide, Bitterstoffe und Gerbstoffe. Wer mehr über die enthaltenen Wirkstoffe erfahren möchte, kann sich hier tiefer dazu einlesen.
Aufgrund der krampflösenden Wirkung lindert Thymiantinktur Reizhusten wie Raucherhusten oder Husten infolge von COPD und Keuchhusten.
Bei schleimigen Erkältungen und Bronchitis hilft Thymiantinktur, den Schleim in den Atemwegen zu lösen und ermöglicht dadurch das Abhusten. Die schmerzlindernde Wirkung sorgt dafür, dass der Husten aufgrund potenzieller Unannehmlichkeiten vom Patienten nicht unterdrückt wird. Sind die Atemwege wieder schleimfrei, sinkt der Hustenreiz.
Thymian wirkt auch entzündungshemmend, wofür Stoffe aus dem Ätherischen Öl, aber auch Flavonoide, Gerbstoffe und Triterpene verantwortlich sind. Daraus ergibt sich der therapieunterstützende Einsatz der Tinktur bei allen Schleimhautentzündungen der oberen Atemwege (Nase, Nasennebenhöhle, Rachenraum), bei Bronchitis und bei Keuchhusten. Eine antivirale und antibakterielle Wirkung, ausgehend von Substanzen aus dem Ätherischen Öl, sorgt für einen zusätzlichen antiseptischen Effekt.
Thymiantinktur kann auch bei Verdauungsproblemen eingenommen werden. Sie wirkt dabei wie ein Magenbitter mit einer zusätzlich krampflösenden Eigenschaft.
Auswahl des richtigen Alkohols
Alkohol löst die meisten Inhaltsstoffe von Thymian. Um eine Tinktur mit optimaler Wirkstoffkonzentration herzustellen, sollte man darauf achten, welchen Alkohol man für die Herstellung verwendet.
Viele Kräuterhexen und -Hexeriche zählen auf 40%-igen Korn. Dieser ist auch eine sehr gute Option, sollte man eine Tinktur herstellen wollen, deren Wirkstoffe z.B. Gerbstoffe oder Bitterstoffe sind, welche sich in 40%-igem Alkohol gut lösen. Die wichtigste Inhaltsstoffgruppe in Thymian ist das Ätherische Öl. Dieses löst sich in 40%-igen Alkohol leider kaum. Die Verwendung des falschen Lösungsmittels ist in der Extraktherstellung einer der häufigsten Fehler.
Um die Inhaltsstoffe aus Thymian optimal in Alkohol zu lösen, verwendet man 70%-igen Alkohol. Man kann diesen entweder in der Apotheke teuer kaufen oder man kauft sich einen Ansatzschnaps (96%), den man mit Wasser auf die 70% verdünnt. Da es in Wien letztens schwer war an hochprozentigen Weinbrand zu kommen, haben wir auf Stroh 80 zurückgegriffen und diesen auf 70% verdünnt. Der Geschmack und Geruch nach Rum müsste unserer Meinung nach aber nicht unbedingt sein.
Mit Turboextraktion zur Thymiantinktur
Die Herstellung der Tinktur erfolgt in wenigen, einfachen Schritten. Alles was ihr dazu braucht, ist:
- Thymianstrauch (bestenfalls Thmyius vulgaris oder Thymius zygis)
- 70%-igen Alkohol
- Becherglas oder großes Einweckglas
- Stabmixer
- Topf
- Trichter
- 1 oder 2 Kaffeefilter
- Passiersieb
- großes Glas
- Topf
- circa drei 100 ml Braunflaschen
Geht nun folgendermaßen vor:
- Alle Äste des Strauches abschneiden und die kleinen Blättchen von den Stängeln streifen und sammeln. Optimal wäre es Thymian in seiner Blüte im Sommer zu schneiden und daraus Tinktur herzustellen.
- Die Blättchen abwiegen und in das Becherglas geben.
- Das Blättchengewicht multipliziert mit zehn ergibt das Gewicht an Alkohol, das man über die Blättchen gießen soll. Die Menge an Extrakt sollte nun etwa ein Drittel des Glases ausfüllen.
- Das Glas wird in den Topf gestellt, welcher mit kaltem Wasser gefüllt ist. So stellt man sicher, dass das Extrakt durchs Mixen nicht auf über 35 Grad Celsius erhitzt wird.
- Mit dem Stabmixer das Extrakt nun für fünf Minuten klein mixen. Nehmt die schwache Stufe, um Hitzeentwicklung zu vermeiden.
- Das Extrakt durch ein Passiersieb in ein großes Glas filtrieren, anschließend durch einen Kaffeefilter zurück ins Einweckglas. Sobald keine Flüssigkeit mehr das Kaffeefilter passiert, Filter wechseln.
- Zuletzt das gewonnene Extrakt in die Braunflaschen füllen.
Dieses Herstellungsverfahren ist mittlerweile als nicht schlechter angesehen als das früher durchgeführte Ansetzen über mehrere Wochen. Selbst in Apotheken wird häufig auf die Turboextraktion zurückgegriffen.
Warum wir lieber frischen Thymian zur Extraktherstellung verwenden? Bei frischer Ware kann man die Qualität besser erkennen. Verfälschungen durch andere Thymianarten sind nicht möglich und Kontaminationen aufgrund von Lagerungsfehlern auch nicht.
Dosierung und Haltbarkeit
Die Dosierung dieser Tinktur ist etwas höher als bei einer Tinktur aus getrocknetem Thymian. Man kann ruhig 60 Tropfen ein- bis dreimal am Tag zu sich nehmen.
Da kleinste Thymianpartikel hinten bleiben weil man sie selbst durch ein Kaffeefilter nicht aus dem Extrakt kriegt, ist die Haltbarkeit etwas geringer als bei einem Extrakt aus getrocknetem Thymian. Wir würden mal sagen, dass man mindestens drei Monate Freude daran haben kann!
So meine Lieben, das war’s für heute! Habt ihr noch Fragen zur Herstellung der Tinktur? Gerne in den Kommentaren!
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